Einsamkeit - Mihai Eminescu

Nieder ließ ich die Gardinen,
Sitz’ am Tannholztisch allein,
Flackernd brennt das Ofenfeuer,
Träume spinnen still mich ein.

Schöne Bilder ziehn in Schwärmen
Über mich, es zirpt und weckt
Mich Erinn’rung als ein Heimchen
In Ruinen schwarz versteckt,

Oder fällt als Trost zerstäubend
Auf das Herz, das traurig klopft,
Wie die Kerze auf des Heilands
Füße schmelzend niedertropft.

In des Zimmers Ecken haben
Spinnen sich ihr Netz gewebt,
In dem Bücherhaufen rascheln
Mäuse, dass er leise bebt.

Auf zur Zimmerdecke blickend,
Fühl’ ich wohlig diese Ruh’,
Höre, wie sie in den Büchern
Mir am Einband nagen, zu.

Ach! wie oft schon wollt’ ich hängen
Meine Lyra an den Nagel
Und beenden alle Dichtung
Und entfliehn dem düstren Hagel;

Doch dann zirpen Grillen, Mäuschen
Trippeln scheu im halben Licht,
Bringen auch die Schwermut wieder,
Und die Schwermut wird Gedicht.

Und bisweilen... allzu selten...
Wenn die Lampe nächtlich strahlt,
Mag das Herz mir fast zerspringen,
Wenn es an der Pforte hallt...

Ja, sie ist es. Leer das Zimmer
Mir nun plötzlich voll erscheint
An der schwarzen Lebensschwelle
Der Ikone Lichtkranz scheint.

Doch es ärgert mich unsagbar,
Dass die Zeit so schnell verfliegt,
Wenn ich turtle mit der Liebsten
Und mein Mund auf ihrem liegt.

Added by: Ioana D

Translator: Christian W. Schenk
Language: German


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