MÄRCHENKÖNIGIN - Mihai Eminescu

Silbern steht der Mond am Himmel,
Läßt die weißen Nebel gleiten,
Zieht sie aus den Wasserfluten,
Sucht sie übers Feld zu breiten;

Blumen wollen Kränzchen halten,
Spinneweben zu zerreißen
Und mit großen Edelsteinen
Am Gewand der Nacht zu gleißen.

Flockiges Geschatte ließen
Übern See die Wolken sinken,
Draus im Spiel bewegter Wellen
Bündel Lichtes aufwärts blinken,

Und das Schilf beiseite biegend,
Neigt ein Mädchen sich zum Spiegel,
Rote Rosen läßt sie fallen
Lösen die des Zaubers Siegel.

Lang ist’s her, da hat Frau Mittwoch
Übern See den Bann gesprochen,
Will kein Bild der Flut entsteigen
Wo die Wasser kreisend kochen;

Lang ist’s her, da hat Frau Freitag,
In den See den Bann geschrieben,
Junge Rosen wirft das Mädchen,
Dass sich sehen, die sich lieben.

Was erblickt sie... Mondumleuchtet
Ein Gewirre blonder Härchen,
Ihre blauen Augen träumen
Tausend schöne alte Märchen.

Added by: Adina Speranta

Translator: Christian W. Schenk
Language: German


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