BRIEF III - Mihai Eminescu

Ein Sultan, der übers Volke herrscht wie über eine Herde,
Der für eine Weide tauscht die Heimat, schlief in Ruhe auf der Erde;
Schlief, wie der schläft, dessen Kissen nur die eigne schwiel’ge Hand ist,
Dass sein festgeschlossnes Auge nun ins Innre nur gespannt ist.
Und er sieht, wie hoch vom Himmel still der Mond herniedergleitet,
Wie er als ein schönes Mädchen immer nah und näher schreitet.
Wie wenn Frühling naht, entsprießen Blumen vor ihr auf den Matten;
Stillen Kummers Weh verraten um die Augen dunkle Schatten;
Ihre Schönheit macht die Wälder fromm erschauern, rauschen, nicken,
Der Gewässer klarer Spiegel kräuselt sich vor ihren Blicken;
Wie ein Regen Diamanten, rieselt leis es nieder, nieder,
Ist’s ein Stäuben, ist’s ein Funkeln durch die Lüfte hin und wieder.
Und ein Flüstern tönt, ein Klingen durch das weite Zauberreich,
Regenbogen wachsen, steigen auf am Himmel nächtlich bleich...
Und sie kommt und setzt sich zu ihm, reicht ihm ihre feine Hand,
Ihres Haares schwarze Seide flutet über Haft und Band.
- Komm und lass uns eng verbunden unsre Leben eines wähnen,
Meiner Tränen süße Sehnsucht schmelze hin in deinen Tränen.
Denn ins Buch des Lebens schrieben Zeit und Sterne ihren Willen,
Dass wir unsre Herrschsucht wechselnd in des andern Liebe stillen.

Als der Sultan sie noch anschaut, sieht er sie erblassend schwinden;
Doch im Innern fühlt er’s kreißend sich gebären, sich entbinden,
Und, Jahrhunderte im Fluge überwachsend, strebt und steigt
Auf aus ihm ein Baum, der weit sich über Land und Meer verzweigt.
Als ein Schattenriese will er rings den Horizont umspannen
Und in einen Riesenschatten die bewohnte Erde bannen.
Und ringsum sieht er die Welten, sieht in Reihen hohe Berge
Atlas, Kaukasus, Taurus, des Balkanen reiche Erde;
Sieht er Euphrat und Tigris, sieht den Nil und Donaurand,
Alle hat des Riesenbaumes stolzer Schatten überspannt.

Afrika mit seinen Wüsten, Asien, Europas Küsten,
Unheilbringend schwarze Schiffe, die sich auf den Flüssen brüsten,
Auf den Äckern wehend, wogend grünen Weizens weite Wellen,
Meeressäume, und beherrschend großer Häfen Zitadellen
Sieht des Sultans Auge vor sich. Wie ein großer Teppich breitet
Land an Land und Volk an Volk sich vor ihm aus, die Erde weitet
Sich durch grauen Nebels Hülle, wandelt sich in seinem Traum
In ein Riesenreich versammelt unter einem großen Baum.
Adler steigen auf zum Himmel, aber kommen nicht zum Wipfel.
Doch ein Siegeswind fällt brausend, immer lauter, in den Gipfel,
Schlägt der Zweige Reihen, Reihen und die Blätter rauschen, klingen
Allahs Rufe! Allahs Flehen hört man durch die Wolken dringen.
Wie des Meers Empörung anschwillt, lauter tobend zum Gebrülle,
So erneut sich stets das Lärmen, Kampfgebrüll an Kampfgebrülle,
Doch die feinen, schmalen Blätter drehn sich, wie der Wind sie dreht,
Und sie neigen sich zur Erde, wo das neue Roma steht.

Durch den Sultan geht ein Schüttern... er erwacht... am Himmel schwebt
Über Eskișehirs Gefilde hoch der Mond. Der Sultan hebt
Traurig seinen Blick zum Hause, wo der Scheich Edebali wohnt;
hinterm Fenstergitter lehnet, die in seinen Träumen thront,
Malkatun, des Scheiches Tochter, schön und immer schöner wieder,
wie ein Haselzweig geschmeidig, und sie lächelt zu ihm nieder.
Da versteht er, vom Propheten ward ihm jener Traum geschickt,
Und er hat die Paradiese Mohammeds als Gast erblickt,
Dass aus seiner Erdenliebe wird ein großes Reich erstehen,
Dessen Dauer, dessen Grenzen nur des Himmels Augen sehen.
Wahrheit wird der Traum, Erfüllung breitet adlergleich die Schwingen.
Jedes Jahr sieht neue Grenzen und das Weltreich weiter dringen;
Höher weht von Jahr zu Jahre, stolzer stets die grüne Fahne;
Ihrem Fluge folgen wechselnd neue Völker und Sultane;
Land um Land auf Ruhmes Wege seine grüne Fahne weht...
Bis am Donauufer drohend Bajasid der Stürmer steht...

Auf ein Zeichen, schließt Schiff an Schiff sich bis zum Ufer gegenüber;
Unterm Schatten von Fanfaren zieht das ganze Heer hinüber;
Spahis und die Seelenkinder Allahs, tapfre Janitscharen,
Kommen wie Hornissenschwärme, luftverdunkelnd, hergefahren
auf Rovines grüne Felder; Zelt an Zelt erhebt sich bald...
Dumpf am leeren Horizonte grollt der Eichen alter Wald.

Sieh, ein weißes Tuch am Stocke, Frieden heischend, naht ein Bote.
Voll Verachtung fragt der Sultan ihn nach seinem Angebote:
- Was willst du?
— Wir? Frieden nur. Und wenn’s uns gestattet ist,
Möchte unser Fürst dich sprechen, du der größte Kaiser bist.
Auf ein Zeichen Wachen geben Raum, da naht, im Äußern schlicht
Sich ein Greis dem Zelt, und einfach ist die Art auch, wie er spricht.
- Du bist Mircea?
- Ja, Herr Kaiser.
- Huldigst du und zahlst Tribut?
Oder dünkt dir statt der goldnen eine Dornenkrone gut.
- Was du auch im Sinn hast, Kaiser, mag es schaden, mag es frommen,
Weil wir friedlich noch verhandeln, biet’ ich schuldigen Willkommen!
Was Tribut und Huld’gung anlangt, wirst du freundlich uns verzeihn;
Drohst deshalb mit Schlacht und Tode, willst du dich mit uns entzwein
Oder willst du auf dem Wege, den du kamst, zurück dich wenden,
Und damit ein Zeichen deiner großen Gnade spenden...
Sei’s das eine, sei’s das andre... was das Schicksal uns beschieden,
Werden willig wir ertragen, ob es Krieg nun oder Frieden.

- Wie? Mir liegen Welten offen, mit dem Baumstumpf will’s erzwingen,
Osmans stolzen Kriegeswagen aus dem Siegesgleis zu bringen?
Oh, du Alter, nicht mal träumen kannst du meiner Siege Zahl!
Blüt’ und Stolz des Abendlandes sank am Wege welk und fahl.
Könige und Kaiser boten, was das Kreuzeszeichen führt,
Doch umsonst dem Sturm zu trotzen, den der Halbmond aufgerührt.
In die blanke Rüstung warfen sich vergebens Maltas Ritter,
Eitel war des Papstes Blitzen gegen Blitz und Ungewitter,
Das in seinem wilden Wüten Meer und Länder schon verschlungen,
Ward von dreigetürmter Krone leerem Dräuen nicht bezwungen.
Mit dem Auge, mit dem Finger winkten sie, der Erde Große,
Ostwärts strömten her die Völker aus des fernsten Westens Schoße;
Well’ auf Welle kam und schäumte mutig an, die Wüsten kreißten,
Und die Wälder spieen Helden, um im Kreuzzug Dienst zu leisten;
Aus dem Traume fuhr erschrocken die verschlafne Welt empor,
Tausendfacher Schilde Schatten wuchs vom Horizonte vor,
Lanzenforste, Schwerterforste klirrten graulich näher her,
Vor der Flotten Zahl erzitternd starrte das entsetzte Meer!...

Sahst du bei Nikopolis die Heere, tausend Zelte lagern dort
Und als Mauer, unersteigbar, hielt der Lager Kette Wort.
Doch, die Überzahl nicht zählend, so viele wie Sand und Blätter,
Voller Hass und voller Feindschaft leistete im Bart ein Schwur, wie Wetter
Wollt’ ich im Triumphe kommen über sie und ihren Gott
Und mein Gaul soll Hafer fressen in Sankt Peter ihm zum Spott...
Und mit deinem Stabe willst du meiner Krieger Sturmflut dämmen?
Und im Siegesfluge soll mich eines Greises Drohen hemmen?
- Eines Greises, ja, Herr Kaiser. Doch ob alt und nah dem Tode,
Ist er anders als die andern, ist rumänischer Woiwode.
Mögest du, mein Volk zu kennen, nicht zu heiße Sehnsucht fühlen,
Möge nie die Donau schäumend deine Heere überspülen.
Manche Gäste sind gekommen. Aus dem Altertume schon
Wird erzählt von Darius Heerzug, des Hystaspes kühner Sohn;
Manche Brücken sah die Donau über ihren Rücken bauen,
Und die Welt erschrak, die Horden, die passierten, anzuschauen;
Kaiser, die an einem Weltreich sich den Magen übernommen,
Mussten, Erd’ und Wasser heischend, auch in unser Ländchen kommen -
Und du brauchst nicht zu erschrecken, noch berühm’ ich mich, doch gab
Unser Wasser, unsre Erde jedem gern ein gastlich Grab...
Wenn du prahlst, der ganze Westen habe dir den Weg verwehrt,
Heere erzumschienter Helden, Kaiser, Kön’ge hochgeehrt,
Doch du griffst sie an, zerstoben waren sie wie Spreu im Winde;
Frag’ ich dich, wofür sie kämpften, so der Herr wie das Gesinde?
Dir den Lorbeer niederreißen wollten sie von deiner Stirne,
Nur des Glaubens Siegen spukte in des Ritters eitlem Hirne.
Ich? Ich schirme meine Sippe, unsrer nackten Armut Leben...
Aber was im Lande atmet, ist mir Freund und treu ergeben,
Wie es dich als seinen Feind hasst. Fluss und Baum, sie hassen dich,
Was du siehst und nicht siehst, hasst dich, Feinde sind, was Freunden glich;
Heere, nein, wir haben keine. Doch vor keinem Kriegsruhm graut,
Bajasid, dem Land, das Liebe zu sich selbst um sich gebaut!

Und der Alte geht... Auf einmal hebt ein Raunen an und Regen!
Hörner rufen, Waffen klirren auf des Waldes allen Wegen,
Bis an seinem grünen Saume blitz und blanker Helme Wellen;
Haarumflattert, unerschöpflich, aus den dunkeln Schatten quellen,
Reitervolk besät die Ebne, auf Kommando schwärmt’s in Zügen,
Wie dem Druck des Holzsteigbügels sich die wilden Gäule fügen,

An den Hufen bleibt der Erde schwarzer Schleier Schollen hängen,
Lanzen blitzen in der Sonne, und es heult in Bogensträngen,
Da verdunkelt sich der Himmel, tausend Pfeile rauschen nieder,
Und wie Hagelschlag so prasselt’s, dann wie Regen peitscht es wieder;
Pfeile saust’s von allen Seiten, wie ein Sturm braust’s durch die Nacht...
Weit ertönt das Feld vom Hufschlag und dem wüsten Lärm der Schlacht.
Wie ein tollgewordner Löwe brüllt der Kaiser, doch vergebens,
Denn des Todes Schatten wachsen hoch hinein ins Reich des Lebens;
Hebt umsonst die grüne Fahne zu dem Heer, in Brust und Flanken
Hat das grausame Verderben fest geschlagen ihm die Pranken.
Und erschüttert schwanken haltlos lichtgewordne Kriegerreih’n:
Übers Feld verstreut in Blute wird Arabiens Hochmut klein.
Hier fällt Fußvolk, Pferde wälzen drüberhin sich auf dem Anger,
Über alle zischt und gießt es, rings die Luft ist pfeileschwanger,
Ins Gesicht trifft’s, in den Rücken, wie’s im Wintersturme sticht,
Ihnen ist, als ob der Himmel über sie zusammenbricht...
Mircea selbst führt an der Spitze seine Kämpfer durch die Glieder,
Unaufhaltsam kommt’s, sein Anprall wirft das letzte Zucken nieder;
Rasselnd, eine Lanzenmauer, stieben die Geschwader her,
Breite Gassen sich eröffnend durch der Heiden müdes Heer,
Dass, versprengt in alle Winde, aufgelöst, die Feinde fliehen
Und des Landes Fahnen siegreich hinterdrein das Feld durchziehen,
Neuer Sintflut gleich, verheerend, einem Meer in wilder Kraft —
Einer Stunde Schlacht, wie Spreu war fortgeweht die Heidenschaft,
Auf die Donau rückgeworfen von dem Hagel stählern schwer,
Glorreich noch auf ihren Spuren breitet sich Rumäniens Heer.

Als zum Sammeln das Signal tönt, geht, mit goldnem Siegesschimmer
Rings des Landes höchste Gipfel noch umkränzend, in Geflimmer
Wie ein Siegesnimbus; scheidend säumt sie mit erstarrten Blitzen
Aller, die nach Abend sehen, dunkeln Berge höchste Spitzen,
Bis die Nacht umringt die Sterne, nach und nach sie dann enttauchen
Und der Mond erzitternd hochklimmt, wo des Waldes Nebel rauchen:
Er, der Meer- und Nachtgebieter, träufelt Ruh’ und Schlummer wieder.
Doch vorm Zelte sitzt und lächelt in Erinnrung, beugt sich nieder
Auf sein Knie und schreibt immer, einer von des Fürsten Söhnen,
Hin nach Argeș und noch weiter, seiner Lieben, seiner Schönen:
„Aufwärts, aus Rovines Grund
Tun wir, Herrin, hiermit kund
Euch mit Schrift in dieser Zeit,
Denn Ihr seid uns allzu weit,
Bitten möchten wir Euch heut,
Schickt uns doch zur selben Frist,
Was am schönsten bei Euch ist:
Euern Wald mit lichten Auen,
Eure Augen mit den Brauen.
Gleichfalls will ich Euch dann senden,
Was am schönsten uns zu Händen:
Unser Heer mit Fahnenreigen,
Unsern Wald mit grünen Zweigen,
Unsern Helm mit Federn, blauen,
Unsre Augen mit den Brauen.
Wisset denn, ich bin gesund,
Gott erhielt mir meinen Mund,
Und der küsst Euch jede Stund.“
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Solche Zeiten waren würdig den Rhapsoden und Chronisten;
Ihre alten Pergamente sind es, wo die Helden nisten.
Doch Hanswurst und Eulenspiegel macht sich breit in unsern Tagen...
Meine Flöte sollt’ ich stimmen und empfindsam Harfe schlagen,
Patrioten anzusingen, wie sie jetzt das Land beglücken?
Nein, Apollo tut am besten, auf die Seite sich zu drücken!
Helden! die ihr in dem Schatten längstvergangner Größe ruhtet,
Aus der Chronik, weil ihr Mode, werdet ihr jetzt aufgetutet,
Seine Null mit euch bespannend, will euch jeder Narr zitieren,
Muss mit seinem Prosadrecke er der goldnen Zeit hofieren.
Bleibt in euerm heil’gen Schatten, Muschatiner, Bassaraben,
Ihr, durch die wir eine Heimat, Sitten und Gesetze haben,
Die ihr pflügend, die ihr kriegend von der Berge Gipfel droben
Bis zum Meer, zur blauen Donau eures Landes Mark geschoben.

Reicht die Gegenwart nicht aus uns? Wo man alles haben kann?
Fände sich kein Menschenkleinod, fehlte unserm Land ein Mann?
Wie in Sybaris nicht wohnen wir dicht um der Bildung Tempel?
Kaffeehaus und Straße prägen täglich mit des Ruhmes Stempel,
Hoch mit rednerischen Lanzen ziehen unsre Helden aus,
Die Canaille auf der Gasse klatscht frenetischen Applaus,
Auf des Landes Recht und Wohlfahrt tanzen Taschenspieler Seil,
Alles Maske und Reklame, nur in Lügen groß und geil.

Eines Liberalen Mundwerk spricht von Vaterland und Tugend,
Noch kein Wässerlein, so glaubst du, trübte er seit seiner Jugend?
Kannst du ahnen, dass schmarotzend er im Klub sein Dasein fortführt
Und sich selbst im Innern auslacht, wenn er laut das große Wort führt,
Siehst du ohne Geist und Seele dort den fleischgewordnen Gräuel,
Trüben Auges, grober Kiefer, körperlich ein wahrer Knäuel,
Gallig schwarz, voll Hochmutsbuckel, gierig und voll List und Tücken,
Weiß mit gift’gen Kleinigkeiten er die Clique zu entzücken;
Auf den Lippen aller Tugend, falschgemünzt, wo man sie packt,
Von dem Scheitel bis zur Sohle der Erbärmlichkeit Extrakt.
Und der Unflat sieht in aller Gleichgesinntheit sich verpflichtet,
Wenn er seine vorgequollnen Krötenaugen auf sie richtet...
Solche Leute wählt das Land sich in die Stadt zu Deputierten!
Leute, die der heil’gen Golia Narrenhäuser würdig zierten,
Denen ärmellange Hemden, Narrenkappen prächtig ständen,
Machen Steuern und Gesetze, halten Reden gleich zu Bänden,
Patrioten! Philosophen, Tugendhelden, Anstaltsgründer,
Fuchsesfrommheit in den Mienen, sitzen solche alten Sünder,
Gleich als säßen sie im Kirchstuhl, in Chantants und Lasterhöhlen,
Wo sie Zotenliedern Beifall und lasziven Gesten grölen...
Um am Morgen im Senate sich bewundernd zu umkriechen.
Rindviehnackige Bulgaren, nasenrückenechte Griechen;
Und so manche andre Fratze prahlt mit ihrem Römertum,
Griechen- und Bulgarensippschaft nährt Trajan mit seinem Ruhm!
Muss es sein denn, dass solch Abschaum, solcher Kehricht uns regiert
Und, vergiftet, uns vergiftet, Land und Leute ruiniert?
Alles, was an Leib und Seele Krüppliges ein Nachbarland hat,
Alles, dem Natur den Makel Fäulnis schaffend aufgebrannt hat,
Alle treulos gier’gen Schurken, Fanarioten und Heloten,
Häuten sich bei uns und werden überzeugte Patrioten,
Stotternd heut und morgen schwatzend, grabend hier und gackernd dorten,
Kropfig und mit schiefen Mäulern sind sie Herren allerorten!

Ihr, ihr seid von Roms Geschlechte? Bösewichter und Kastrierte!
Schämen müsste sich die Menschheit, die euch Menschen titulierte!
Freilich, solche Landesseuche, solch Gezüchte schämt sich nicht
Unser Land zum Spott zu machen, wenn es prahlend von ihm spricht,
Unsres Volkes Ruhm und Ehre zu begeifern und besudeln,
Wenn sie es mit Lästermäulern zu verruchten Zwecken... hudeln!

In Paris blieb eure Jugend, euer Geld beim Pharao,
Klagt, dass euch der Westen auszog! Doch was hattet ihr? und wo?
Das Bordell nur war euch Schule, Faulheit und Zynismus Lehrer,
Dirnen und obszöne Orgien machten euer Hirn nicht schwerer,
Euer Rüstzeug, als ihr heimkamt, war im Kopf ein Topf Pomade,
Ein Monokel und ein Stöckchen wie zur Sonntagspromenade,
Vor der Zeit schon ausgemergelt, geistig jedes Kindes Spielball,
Und an Wissens nur die Walzer summend vom Mabille-Ball,
Statt des Vaterguts ein Schühchen mit Kokottenfußaroma...
Oh, bewundernswürdig bist du, Nachgeburt der ew’gen Roma!

Jetzt erfüllen euch mit Sorge unsre skeptisch kalten Züge,
Und erstaunt ihr, dass sie heute nicht mehr fangen will, die Lüge?
Weil man heute weiß, dass alle, die mit Worten Schaum uns schlagen,
Nur nach Geld und Sinneküren ohne Müh’ und Arbeit jagen,
Heute wenn die schimmernd glatten Phrasen nicht mehr sagen
Nun sind andre schuld, ihr Herren, an dem schlimmen Stand der Sachen?
Allzu klar ward, euer Wesen hat des Landes Mark zersplissen,
Allzu tief in Schmach und Schande habt ihr unser Volk gerissen,
Allzu frech habt ihr uns Sprache, Ahnen, Sitten laut verspottet,
Einmal mussten wir verstehen, Schurken haben sich gerottet!
Sinneküren ohne Arbeit, höher geht ihr Streben nie;
Eselei ist eine Tugend, und ein Unglück das Genie.

Aber wenigstens die Ahnen lasst im Staub der Chronik schlafen;
Aus dem Heldenalter würden spött’sche Blicke nur euch strafen.
Auf sie, Pfählerfürst, Vlad Țepeș! Lass uns länger nimmer harren,
Teil’ sie in zwei große Haufen: hier die Schurken, dort die Narren,
Sperr’ sie in zwei große Kerker, in ein Zucht-, ein Irrenhaus,
Lege Feuer dann an beide, auch nicht einen lass heraus!

Added by: Adina Speranta

Translator: Christian W. Schenk
Language: German


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