Abends am Hügel - Mihai Eminescu

Abends am Hügel hört man das Alpenhorn weinen,
Herden klettern hinauf, den Weg die Sterne säumen,
Klagende Quellen sprudeln ihr Wasser noch reiner;
Bei der Akazie, Liebste, harrest du meiner.

Heilig und hell gleitet der Mond auf dem Himmel,
Groß deine Augen blicken ins Laubesgewimmel,
Glimmend erscheinen feucht tausend Gestirne,
Voller Sehnsucht die Brust, voller Gedanken die Stirne.

Die Wolken werfen sanft ihre flüchtigen Strahlen,
Häuser vom Mond lassen die Dächer bemalen,
Knarrend im Wind schlenkert am Brunnen die Stange,
Rauch umhüllt das Tal, der Flötenklang tönt lange.

Müde, die Sensen auf Schultern tragend, die Mäher
Kommen vom Feld; das Läutebrett der Kirche tönt näher,
Die alte Glocke läutet den abendlichen Rahmen,
Nur meine Seele umhüllt ist von Liebe und Flammen.

Ach! Bald wird sich im Dorf nichts mehr regen;
Ach! Bald eilen die Schritte beschwingt dir entgegen:
Bis in die Früh’ bei der Akazie werden wir uns gehören,
Stundenlang werd’ ich dir meine Liebe schwören.

Stirne an Stirne lehnen wir, verschlungen im Traum
Schlummern wir ein, und über uns der Akazienbaum
Wird wachen. - Um so eine Nacht zu erleben
Wer würde nicht völlig sein Leben hingeben?

Added by: Ioana D

Translator: Christian W. Schenk
Language: German


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